Der Autor Frank Schätzing hat sich mit seinem Epos „Der Schwarm“ auf die internationalen Bestsellerlisten katapultiert, und auf die angekündigte Verfilmung wartet die Fangemeinde gespannt. Sein neuestes Werk „Limit“ folgt dem Schwarm insofern, als Schätzing auch hier wieder mit der Extrapolation modernster Technik und Wissenschaft spielt und ein denkbares Szenario aufbaut, dessen Möglichkeiten er auslotet.
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In “Limit” ist es den Wissenschaftlern gelungen, eine Faser zu entwickeln, die einerseits extrem dünn und somit leicht, andererseits aber enorm belastbar ist. Mittels dieses Materials wurde es möglich, einen Aufzug in den Orbit zu bauen, der in einen Raumhafen mündet. Von dort aus ist die Exploration des Weltraums quasi ein Kinderspiel, da die größte Schwierigkeit – die Überwindung der Schwerkraft – schon gemeistert ist. Ein Raumschiff, das gleich im All startet, kann natürlich ganz anders konstruiert werden als eines, das Schwerkraft und Atmosphäre überwinden muss.
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So werden von dieser Ausgangsbasis aus die Ressourcen des Alls, speziell einige Bodenschätze des Mondes, ausgebeutet. Der Aufzug in den Orbit, der die Voraussetzung dafür ist, gehört einem reichen Privatmann, der den Zugang kontrolliert. Das ruft natürlich viele rivalisierende Parteien auf den Plan, und eine Zusammenkunft wichtiger Personen auf dem Mond setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die unaufhaltsam auf eine Tragödie zusteuert…
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Frank Schätzing erzählt seine Geschichte souverän, handhabt seine vielen verschiedenen Handlungsstränge virtuos und versteht es, wissenschaftliche Fakten unterhaltsam, verständlich und schlüssig unterzubringen. Allerdings gönnt er sich stellenweise ein sehr langsames Erzähltempo, besonders der Beginn des 1300 Seiten langen Romans verlangt dem Leser viel Geduld ab, springen doch die Handlungen von einem Protagonisten zum anderen, ohne dass schon ein Zusammenhang erkennbar wäre. So richtig Fahrt nimmt der Roman erst nach 400 Seiten auf – und das ist sicher für viele Leser ein wenig spät. Dann zieht das Erzähltempo jedoch rasant an, und über mangelnde Spannung kann man sich nicht mehr beklagen.
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Fazit: ein interessanter Zukunftsroman, der beklemmend realistisch ist, könnte doch in wenigen Jahren das erdachte Szenario Wirklichkeit werden. Ein strengerer Lektor mit einem kräftigen Rotstift hätte dem Roman allerdings sehr gut getan, um Schätzings Neigung zu ausführlichen Exkursen ein wenig in Schach zu halten. Mit 1000 Seiten würde der Roman sicher auch den ungeduldigen Leser in seinen Bann ziehen können.